Information zur Lichtinstallation „o.T.“
von Philipp Tim Selig
zu Advent und Weihnachten 2025
in der Neustädter Kirche Erlangen
o.T. (Leitpfosten-Rhombentriakontaeder) 2025
Leitpfosten, Multiplex, Elektrik
Von Advent 2025 bis Lichtmess 2026 beherbergt die Neustädter Kirche eine Installation von Philipp Selig. Hier erfahren Sie etwas über den Künstler und erhalten Impulse zur möglichen Interpretation.
Kommen Sie gerne selbst in der Kirche vorbei und machen Sie sich ein eigenes Bild.
Geöffnet ist Di-Sa von 11 bis 14 Uhr (nicht am 24.-27.12./31.12.25 und 1.1.26), und natürlich zu Veranstaltungen und Gottesdiensten.
Am Kunstwerk liegt ein Gästebuch aus, in der wir gerne Ihre eigenen Gedanken lesen und an den Künstler weitergeben.
Philipp Selig ist am 21.12., den 4. Advent, nach dem Gottesdienst beim Kirchencafé für ein Künstlergespräch anwesend.
Philipp Tim Selig (*1991) ist ein junger Nürnberg Objektkünstler, dessen Arbeiten sich durch kreative und spielerische Transformation von eher groben und auf den ersten Blick unscheinbaren Materialen auszeichnet. Er begegnet diesen (oder sie ihm?) als Fundstücke auf Baustellen, Straßenmeistereien, beim Sperrmüll und auf Deponien, nimmt sie in Obhut und veredelt sie zu klaren und sprechenden Installationen und figürlichen Objekten.
Er selbst sagt über seine Arbeitsweise: „Erst finde ich etwas und dann mache ich etwas draus – ungefähr so könnte man mein Selbstverständnis zusammenfassen. Aber leider ist es nicht ganz so einfach: Denn was ich finde ist schon ziemlich dem Zufall geboten und meist der Anlass für weitere Gedanken. Was aber allem innehält, ist die Frage nach Wert, Wertigkeit und Wertschätzung – nach Arbeit und Zeit“.
Werke von ihm waren u.a. zu sehen in der Kunstvilla und dem Kunsthaus Nürnberg, der Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände, in der Städtischen Galerie Schwabach und dem Kunstraum Bismarckstraße in Erlangen.
Kirchlich war er bereits mit Arbeiten vertreten zum Nürnberger Kirchentag 2023, wo er sich in der Gruppenausstellung ‚Locked Out‘ – kuratiert von Dr. Marian Wild – mit dem bronzenen Hochkreuz von Rudo Göschel in St. Egiden auseinandersetze. Am gleichen Ort steuerte er in der Advents- und Weihnachtszeit 2024 einen vielbeachteten Pylonenbaum bei.
Philipp Selig studierte von 2015 bis 2021 Freie Kunst auf Diplom an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste und war Meisterschüler bei Prof. Marco Lehanka. Er ist Teil der Kunst-Aktionsgruppe „Unser Haus“, Mitglied des Borgo-Ensembles e.V. und engagiert sich im Nürnberger Kunstverein im Z-Bau.
Instagram: p_t_selig
Auch wenn der Künstler seine Installation bewusst ohne Titel lässt, liegt die Assoziation zu einem Stern nahe – gerade in der Adventszeit, wo wir als Christinnen und Christen nach dem Stern von Bethlehem Ausschau halten. Das sehr ‚irdische‘ Material aus aussortierten Leitpfosten, die schmutzig sind und beschädigt, spiegeln die theologische Vorstellung, dass Gott ganz Mensch wird und das verletzliche und beschädigte Leben mit uns teilt. Und doch bringt er den himmlischen Glanz mit zu uns und hinein in alle Dunkelheit.
Ein Weihnachtslied des Barockdichters und Pfarrers Kaspar Friedrich Nachtenhöfer (1624-1685) stellt diesen Gedanken ganz ins Zentrum der Weihnachtsfreude.
Dies ist die Nacht, da mir erschienen
des großen Gottes Freundlichkeit;
das Kind dem alle Engel dienen,
bringt Licht in meine Dunkelheit;
und dieses Welt- und Himmelslicht
weicht hunderttausend Sonnen nicht.
Lass dich erleuchten, meine Seele,
versäume nicht den Gnadenschein;
der Glanz in dieser kleinen Höhle
streckt sich in alle Welt hinein;
er treibet weg der Höllen Macht,
der Sünden und des Kreuzes Nacht,
In diesem Lichte kannst du sehen
das Licht der klaren Seligkeit;
wenn Sonne, Mond und Stern vergehen,
vielleicht noch in gar kurzer Zeit,
wird dieses Licht mit seinem Schein
dein Himmel und dein Alles sein.
Lass nur indessen helle scheinen
dein Glaubens- und dein Liebeslicht;
mit Gott musst du es treulich meinen,
sonst hilft dir diese Sonne nicht;
willst du genießen diesen Schein,
so darfst du nicht mehr dunkel sein.
Drum, Jesu, schöne Weihnachtssonne,
bestrahle mich mit deiner Gunst;
dein Licht sei meine Weihnachtswonne
und lehre mich die Weihnachtskunst,
wie ich im Lichte wandeln soll
und sei des Weihnachtsglanzes voll.